Das Geburtshaus Platters, Gouache von H. Bleuler (um 1820) nach einem Stich aus dem Jahr 1799
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Der Humanist und Pädagoge Thomas Platter wurde 1499 im Weiler Blattu geboren.  Man erreicht den Ort von Niedergrächen aus über den Fussweg nach Kalpetran. Das Geburtshaus stand anstelle des letzten Wohnhauses links vom Weg. 

Platter verlor früh seinen Vater und musste als Verdingbub bei Verwandten die Ziegen hüten. Im Winter versuchte ihm sein Cousin, Anthoni Platter, Pfarrer in St. Niklaus, mit derben Prügelmethoden das Lesen und Schreiben beizubringen.

Für den zwölfjährigen Knaben Thomas war es eine wahre Erlösung, als ihn ein anderer Cousin, Paulus Summermatter, auf seine Studienreisen nach Deutschland mitnahm. Doch Platter hatte sich zu früh gefreut. Auf der Wanderschaft von Schule zu Schule musste er zusammen mit zwei anderen Leidensgenossen für den Lebensunterhalt einer ganzen Gruppe von bis zu acht älteren „Bacchanten“ sorgen, die sie zum Betteln und Stehlen zwangen.

Im Jahr 1523 kehrte Platter in die Schweiz zurück und studierte an der Schule des Züricher Fraumünsters Griechisch, Lateinisch und Hebräisch. Als Verehrer des Reformators Zwingli hörte er regelmässig dessen Predigten. Anlässlich der Badener Glaubensdisputationen im Jahr 1526 brachte Platter als Hühnerhändler verkleidet die Berichte über den Verlauf der Verhandlungen von Baden nach Zürich, denn Zwingli getraute sich nicht, persönlich an den Streitgesprächen teilzunehmen.

Nachdem sich Platter mit der Magd seines Lehrers und Förderers Myconius verheiratet hatte, reiste er zurück ins Wallis und eröffnete in Visp für kurze Zeit eine Schule. Der Bischof von Sitten, Adrian von Riedmatten, bot ihm das «Amt des obersten Schulmeisters des Landes Wallis» an. Doch Platter lehnte ab und entschied sich, aus religiösen Gründen das Land zu verlassen und zurück nach Zürich und später nach Basel zu ziehen. Im Jahr 1531 wurde er Hilfslehrer am Basler Gymnasium und 1534 Griechischlehrer am Pädagogium. Von 1535 bis 1543 betätigte er sich als Buchdrucker und Verleger. Unter den ungefähr 40 Werken, die aus seiner Druckerei stammen, finden wir auch Calvins «Christianae religionis institutio».

Auf Bitten des Schulrates des Gymnasiums erklärte sich Platter 1545 bereit, das Amt des Rektors am Basler Gymnasium auf Burg zu übernehmen, das er bis 1578 bekleidete. Sein Sohn Felix, der als einer der berühmtesten Mediziner seiner Zeit gilt, bewog Thomas Platter 1572 seine Biografie niederzuschreiben. Diese erzählt nicht nur Platters bewegtes Leben, sondern ist zugleich ein beeindruckendes Zeitdokument über die Verhältnisse in der Schweiz während der Reformation und des Humanismus. Sie gilt als eine der bedeutendsten deutschen Autobiografien des 16. Jahrhunderts.

Am 26. Januar 1582 verstarb Thomas Platter, nachdem er einige Wochen bettlägerig gewesen war, in Basel im für damals hohen Alter von 83 Jahren.



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